Die Stadt im Meer

Fische gleiten durch die Stadt,
die schlafend auf dem Grund.
Das Meer sie lang verschlungen hat
mit gewaltig Schlund.

Vergessen ist die goldne Zeit,
da sie ward erblüht.
Die Sonne war ihr lichtes Kleid,
in Schönheit strahlend war erglüht.

Vergessen tausend Farbenglanz,
ertrunken tausend Blüten,
lang vorbei der letzte Tanz,
trotz Götter sich bemühten.

Demut war dem Stolz gewichen,
durchzog wie Nebelbänder.
Schönes war nun bald verblichen,
verfärbt die hell Gewänder.

Dunkel wurd` es ringsumher,
verloschen jedes Licht,
die goldne Stadt versank im Meer!
War dies ein Gericht?

Doch tief, ganz tief im Menschenherz
bist du nicht vergessen,
Sehnsucht ruft mit leisem Schmerz,
Licht, wo bist du gewesen.

„Steig hoch aus dunkler Wasserflut!“,
laut ertönt Trompetenton,
„Erdenkind, erschaff mit Mut,
neu die Stadt in gold, mit Wonn!“


Gertraud Neuhaus

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